Es gibt dazu keine empirischen Untersuchungen aber gefühlt befinden sich in der Gruppe, die in Deutschland deutlich mehr Verständnis für die aktuelle russische Politik formuliert (nicht zuletzt bei DIE LINKE) als der Rest der Bevölkerung, eine überwiegende Zahl von in Ostdeuschland sozialisierten Bürgen (umgangssprachlich: Ossis). . Meine höchstpersönliche Vermutung ist dabei die, dass es sich in absoluten Zahlen um einen relativ kleinen Teil unter den Ossis handelt, die allerdings als lautstarke Totalverteidiger der Putin Linie (und nur die meine ich hier) deutlich auffallen (z.B. auch Gysi, Wagenknecht usw.). Sie sind laut bis schrill, sie drängen derzeit mit Leserbriefen, in Foren oder als Publikum in Talkshows an die Öffentlichkeit. Mir kommt häufig der Gedanke dass es sich um Personen handelt, denen damals eigentlich auch schon die DDR ganz Recht war, die bereits dort die Sowjetunion nicht als Unterdrücker sondern als Beschützer empfanden, als Beschützer der eigenen Biografie, welche so in einer demokratischen Gesellschaft nicht funktioniert hätte. Diese ziemlich kleine Gruppe von Leuten wittert gewissermaßen mit dem erstarkten Putin eigene Morgenluft, der Antiamerikanismus kann mit Rückenwind herausposaunt werden, die Demütigung mit dem Niedergang der DDR (und der Sowjetunion) erfährt eine Wiedergutmachtung. Viele derer die in der DDR zur Gruppe der Silowiki gehört haben, dürften nach meiner Einschätzung auch heute noch tief im Inneren davon geprägt sein. Und mE sind es die, die sich derzeit überproportional zu Wort melden. Es ist jedenfalls auffällig, dass in keinem anderen westeuropäischen Land eine derart relativ große Gruppe von Leuten außerhalb von extrem rechten oder neokonservativen Parteien (wie etwa Front National in Frankreich usw.) eine solche Freude an der putinistischen Linie haben.
Jetzt widmet sich auch DIE ZEIT mit einem Artikel diesem brisanten Thema:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... psis-putin
Deswegen hat mein Verständnis für die derzeitige Medien- und Politikwahrnehmung "vieler Ostdeutscher" (Leserbrief-Autorin) offen gesagt Grenzen. Warum gehört die Sympathie gerade ehemaliger DDR-Bürger nicht viel deutlicher den Maidan-Demonstranten, die tatsächlich für etwas sehr Ähnliches gekämpft haben, für das auch die 89er auf die Straße gegangen sind: Den Sturz eines selbstverliebten, egoistischen, korrupten Regimes, das ein Land ausplünderte? Warum entschuldigen sie die Völkerrechtsbrüche Putins mit der Tatsache, dass auch die Vereinigten Staaten das Völkerrecht verletzten? Warum bringt sie die Medien-Steuerung und die Propaganda des Kreml, die ganz nach Kalter-Kriegs-Mustern abläuft, nicht auf die Palme? Wie wütend wären sie gewesen, wenn Gorbatschow die Montagsdemonstranten 1989 als "Faschisten" verunglimpft hätte? Wo bleibt die Solidarität mit denen, die heute auf diese Weise diffamiert werden?